UNTER INCAS UND BEKLOPPTEN

Bevor ich allerdings die alten Geschichten aufrolle, erstmal ein kleines aktuelles Update:

Ich befinde mich im heiligen Tal auf 3500m Hoehe. Ca. 3km oberhalb des quirligen Indiodoerfchens Urubamba finde ich eine idyllische Bleibe bei Yami und Familie. In dem grossen sonnigen Garten wachsen Aepfel (Aepfel! Wie damals! Im Hohen Atlas! Aber von Abdul keine Spur. ), Mangos und Mais. Kolibris trinken den neonfarbenen Saft knallig bunt leuchtender Blumen, Bienen schwirren durch die Luefte, ueber uns gleiten stolze Kondore. Es gibt Kaffee und Schokolade aus hauseigener Produktion. Glueckliche Kinder springen singend ueber die Wiesen. Es gibt drei Katzen und zwei braune Kurzhaardackel. Einer ist auf einem Auge blind, der andere lahmt. Ich nenne sie deshalb den Blinden und den Lahmen. Der Blinde mag mich, ich bin wie immer skeptisch. Doch an sich scheint alles blendend zu sein. Obwohl nein. Nicht alles. Es gibt einen Haken. Und an dem haengt: Micha, der stinkende Erleuchtete. Er haust in dem Durchgangszimmer zu meiner bescheidenen Kammer, kommt aus Tschechien, und ist so scheisse, dass es mir schwerfaellt, ueberhaupt irgendwas ueber ihn zu schreiben. Ich versuch es kurz zu fassen. Er ist so einer von der Sorte Snake the Blake nur noch etwas allwissender, etwas beschissener, etwas stinkender und etwas kraenker im Hirn. Dazu konstant hektisch, aufgedreht und zappelig, als leide er unter heftigsten Entzugserscheinungen. Wo immer er auftaucht verbreitet er eine erdbebenaehnliche Unruhe. Seine Haare sind braun fettig, seine Augen weit aufgerissen. Grundsaetzlich (tags und nachts) traegt er einen ekligen grauen Trainingsazug. In seinem kranken Hirn ist er allwissender Scharmane und natuerlich noch vieles mehr. Er ist mit allen Peruanern – egal ob man sich kennt oder nicht -BEST friends (er spricht nur leider kein Spanisch), dummen Touristen gibt er tonnenweise weiser Ratschlaege (ob man sie nun hoeren will, oder nicht). Nach eigener Auskunft lebt er bereits seit 3 jahren hier bei Yami, laut Yami kennt sie ihn seit zwei Tagen. Die Abneigung beruht erfreulicher Weise auf Gegenseitigkeit. Ich hasse ihn, er hasst mich, daraus machen wir kein Geheimniss und entsprechend geht man sich aus dem Weg (waere da nicht das Durchgangszimmer...)

 

 

Eins muss noch erwaehnt werden, die Campesinos saufen wie die Loecher. An jeder Ecke gibt es Bier (aussschliesslich in 1l Flaschen erhaeltlich) und Chicha (gegorener Maisploerre, auch das Spuckebier der Anden genannt – der Speichel alter Indiofrauen zersetzt die Maisstaerke zu Zucker - manchmal mit Erdbeergeschmack), der auch ausschliesslich in 1l Plastikglaesern erhaeltlich ist. Ich passe mich selbstredend an, und trinke auch jede Menge Chicha, wobei ich in der Regel schon nach dem ersten halben Liter schlapp mache. Und man trinkt hier tatsaechlich den gesamten Tag NICHTS anderes. Ausschliesslich Bier. Und Chicha. Und Chicha. Und Bier. Hat zur Folge, das spaetestens ab 12:00 Uhr Mittags allesamt stockbesoffen sind. Entsprechend ist die Stimmung. Gut. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0