KOKA

Mein neuestes Steckenpferd lautet: Koka. Ein wahres Wundergewaechs! Es foerdert die Geselligkeit, vertreibt Hoehenkrankheit und boese Geister, verhilft zu spiritueller Kommunikation mit den heiligen Geschoepfen der Anden, und wenn man ein waschechter Scharmane ist, kann man mit ausreichend Konsum sogar das Wetter beeinflussen. Dafuer bedarf es allerdings einiger Lehrjahre, die noch vor mir liegen. Aus Kokablaettern laesst sich die Zukunft lesen und hervorragender Schnappes herstellen. Man kann es pur geniessen, in Kekse einbacken, oder als Schokolade konsumieren. Ausserdem eignet es sich hervorragend zur Schaedeldeformation. Schmiert man sich den Kopf mit einer speziellen Kokacreme (Rezept nur den alten Inkascharmanen bekannt) ein, kann man seine Schaedeldecke richtig schoen verweichlichen und sich anschliessend so einen richtig schoenen Turmschaedel zurechtformen. Und weil Koka so ein irres Gewaechs ist, kaut es hier auch jedermann: Die heilige Jungfrau Maria, Mutter Erde Pachamama, Jesus, alte Inkagoetter, Campesinos und Scharmanen, Barefeet und noch viele andere. Wie zum Beispiel der Eloria Noyesi, ein kokogeiler Nachtfalter, wegen des uebermaessigen Konsums auch La Gringa Gringa genannt, ein Kokajunkie und natuerlicher Feind der Kokapflanze, der, wenn er so weiter macht wie bisher, die Kokabestaende in den hiesigen heiligen Landen in wenigen Jahren zu nichte machen wird (Randnotiz: Deshalb wird er uebrigens auch von der kolumbianischen Regierung gezuechtet, gezaehmt, dressiert und anschliessend dazu eingesetzt, die Kokaplantagen der kolumbianischen Drogenbosse im grossen Stil leerzufressen).

Und weil dieses mystische Wunderkraut hier so einen hohen Stellenwert einnimmt, werde ich Euch natuerlich auch nicht vorenthalten, wo es ueberhaupt urspruenglich herkam. Das war naemlich so:

 

Vor langer langer Zeit (ca. 5050 ante Christi), da lebte die Goddess Coca – auch Cocomama genannt. Das war eine aeussert attraktive gruene Frau, die sich darauf spezialisiert hatte, die Maenner im gesamten Land zu verfuehren. Die Maenner verliebten sich reihenweise in sie, doch Cocomama war emotional unnahbar, niemandem gelang es, sie fuer sich zu erobern, sie hatte ein Herz aus Stein und ueberliess die Maenner nach dem vollzogenen Akt ihrem traurigen Schicksal, welches i.d.R. durch Suizid aus Liebeskummer gekennzeichnet war. Da befahlt der Koenig (der um den schrumpfenden Maennerbestand in der Gesellschaft besorgt war): Fangt mir dieses Luder, und zerhackt sie in Stuecke. Und tatsaechlich gelang es seinen Dienern Cocomama festzunehmen. Natuerlich verliebten sie sich ebenfalls allesamt in sie, weil sie einfach so unglaublich charmant war, der Scharfrichter ebenfalls. Doch der Koenig blieb hart, denn er wusste um die destruktive Kraft der gruenen Frau und so wurde sie letzen Endes in viele kleine Stuecke zerhackt, und ihre Leichenteile wurden querbeet im gesamten Land begraben. Zugebener Massen hatte sich der Koenig jedoch ebenfalls in sie verliebt, und sie erschien ihm jede Nacht in seinen Traeumen. Und dann, eines Tages, konnte man beobachten, wie dort, wo die Ueberreste von Cocomama begraben worden waren, kleine gruene Blaetter sprossen, die zu einer grossen gruenen, wundervollen, bis dato unbekannten Pflanze heranwuchsen. Und wie sich herausstellte, setzte der Konsum dieser Blaetter bei den Konsumenten wundersame Kraefte frei, was sich natuerlich schnell im ganzen Land herumsprach. Ein jeder im Land verfiel dem unnachahmlichen Genuss des gruenen Krauts, und so kam es also, dass das Kokablatt seit ehedem zu einem der wichtigsten Nahrungsmittel der peruanischen Andenbevoelkerung zaehlt. Neben der Kartoffel natuerlich. Aber wie die Kartoffel ihren Weg auf die Erde fand, das meine Lieben, das erzaehle ich Euch erst beim naechsten Mal.

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