Von Regen und Fischen

9:30 Uhr. Wir sitzen verpennt unter einem Holzverschlag bei Don Fernando in Porto Lata und erkundigen uns nach den Fortschritten des Huehnerprojekts. Damit ich nicht einpenne, hau ich mir den Bauch mit Koka voll. Funktioniert besser als Kaffee. Alex hat einen zahmen Affen gefunden und fuettert ihn mit unserer Ananas. „Hier Stefanie, nimm auch ein Stueck!“ Auf dem Dach turnen ein paar Katzen. „Das Problem mit den Katzen ist, dass sie immer das Dach auffressen.“ Ich mach mich mal an die Arbeit. Ich schiesse ein paar Affenfotos, um die Atmosphaere einzufangen. Wie laeufts so mit den Huehnern? „Es laeuft....natuerlich nicht zu vergleichen mit den guten alten Zeiten. Richtig schoen viel Kokain haben wir hier produziert, das hat ordentlich Kohle gebracht! Ja, reich waren wir! Das waren noch Zeiten!“ Nehm ich mal nicht zu Protokoll. Es regnet, nein es schuettet! Das ist gut, das heisst wir sitzen hier fest und muessen uns nicht unnoetig bewegen. „Hier in Porto Lata ist es so, wenn es regnet, regnet es Fische.“ Es regnet Fische...“...das ist gut, dann muessen wir naemlich nicht angeln gehen. Hier im Garten landen sie.“ Der Garten ist mittlerweile ein See. Alex und Don Fernando ueberlegen, warum Porto Lata eigentlich Porto Lata heisst. „Ich glaube das war so, hier gab es mal einen Hafen, da wurden hauptsaechlich Latas de Cerveza (Bierdosen) angeschifft. Deshalb der Name.“ Den Huehnern draussen ist es zu nass, sie wollen auch rein, duerfen aber nicht. Wie laeufts so mit den Workshops ueber Mangelernaehrung? „Super sind die. Vorher haben wir wenig gefruehstueckt, viel zu Mittag gegessen und ganz viel zum Abendbrot. Jetzt machen wirs andersrum.“ Aha! Das ist doch mal was fuers Protokoll. 11:00 Uhr. Regen. Alex packt den Pisco aus: „Guck mal, was wir aus Peru mitgebracht haben!“ – Was DU aus Peru mitgebracht hast! Es regnet, wenn es regnet kann man nicht arbeiten, also machen wir Pisco Verkostung. Draussen versinkt unser Mopped in einer Schlammpfuetze. Nach der halben Flasche Pisco wird Alex sentimental. „Hach, immer wenn ich hier ankomme, ists, als wuerde ich nach Hause kommen...“. Er seufzt. Don Fernando seufzt ebenfalls. Ich werfe ein langgezogenes claaaro ein, wie es hier so ueblich ist, wenn man sonst nichts zu sagen hat. „Tag und Nacht haben wir Hand in Hand gearbeitet...“ Seufz. Claaaro. Alex und Don Fernando haben sich die Backen bis zum Platzen mit Koka vollgestopft, die Kommunikation wird also fuer mich etwas unverstaendlicher. „Jaja...wir Ingenieros lieben, was wir machen. Wir opfern unsere Familie und unser Geld, aber ja, wir lieben, was wir machen...“ Seufz. Asi puuueeees....claaaaro...Grob zusammengefasst besteht die Konversation der naechsten drei Stunden darin, dass Alex in sentimentaler Wehmut schwelgt, Don Fernandos Beitrag zur Konversation beinhaltet die Wiederholung der letzten drei Worte von Alex Saetzen, mein Beitrag lautet: „claaarooo“, oder manchmal auch „asi pueeeesss...“. Es regnet. Ab und zu schaut ein Schwein vorbei. Im Gegensatz zu den Huehnern kann das Schwein die Pforte aufmachen.

Um 16:30 Uhr hoert es auf zu regnen. Der Pisco ist leer, der Kokasack ebenfalls (ich habe mich vornehm zurueckgehalten, entsprechend kann man sich den Zustand von Fernando und Alex vorstellen). „So Stefanie, hast Du alles? Fotos? Interviews?“ jaja „Gut, wir fahren!“ Wir schwingen uns aufs Mopped, um 17:30 sind wir wieder in San Borja, um 17:35 pennen wir, um 23:30 wachen wir kurz auf ( – ein Delirium – „wie spaet ist es?“ „Halb 12“ „Nachts?“ „Ja. Irre ne?“ „Ja, krass! Irre! Halb 12 nachts, dachte es waer vielleicht 20:30“ „Ja, ich auch.“ „haben wir Abendbrot gegessen?“ „Nee, glaub nicht“) schlafen weiter bis zum naechsten Tag um 8:30 Uhr. 

 

Am naechsten Tag heult Alex ueber fuerchterliche Zahnschmerzen „Du bist Schuld, Stefanie!“ ??!! Was kann ich dafuer, wenn Du Dich bis zum Zerbersten mit Koka vollstopfst? „Das lag nicht am Koka, das lag am Pisco! Wenn Du nicht gesagt haettest, ich soll Pisco aus Peru mitbringen, haetten wir keinen Pisco getrunken, haette ich kein Koka gegessen, haette ich jetzt keine Zahnschmerzen.“

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