Busfahren am Valentinstag

“Hello Madam, place next to you free?” Mir schwant nichts Gutes. Der Bus ist so gut wie leer, es gibt noch genuegend freie Alternativplaetze. „Äh, actually...“ Zu spaet. Der fettleibige Singhalese , schaetzungsweise Anfang 40, schwitzend wie ein Schwein, glaenzende Haut, schmieriger Look laesst sich enthusiasitsch zum Teil zu meiner rechten Seite, zum Teil auf meinem Schoss nieder, zwischen Scheibe und Speckrollen eingequetscht versuche ich zu atmen und warte darauf, dass er loslegt. Dauert nicht lange. „very hot today“ er wischt sich mit der fettigen Handflaeche den Schweiss uebers Gesicht und legt sie zurueck auf meine Tasche, die ich wohlweislich auf meinen Beinen positioniert habe. Kurze Zeit spaeter. „today very special day you know“ er rueckt ein bisschen naeher, von meinem Sitz bleiben mir noch 10 cm. Verfuehrerisch rollt er mit den Augen, rueckt ein bisschen naeher (8 cm) und schiebt mit der Zunge hoerbar seine Spucke im Mund von der einen zur anderen Seite. „today valentines day“. Er saugt die Spucke wieder ein (7,5 cm). „you know valentines day?“ Er streckt mir sein Mobiltelefon mit romantischen Fotos von Plastikblumen unter die Nase. scrollt weiter. Mir starrt ein halbnackter Fettklops in Muscleshirt mit Armyprint, Sonnenbrille und gefakter Goldkette ueber der leicht behaarten Brust entgegen. „This me“. Beeindruckend. Wir halten. Ich haenge mich soweit wie moeglich aus dem Fenster. Zur grossen Freude dreier gammliger Vagabunden, die am Busbahnhof abhaengen und mir unverstaendliche Anmachsprueche entgegenjohlen. Na geil. Was is schlimmer? Raus oder rein? Schmatz, schluerf „They like you”. Verfuehrerisches Grinsen. Draussen is definitiv das kleinere uebel. Er rueckt etwas naeher. „You like sitting next to me?“ (7cm). Koennt mir Geileres vorstellen. Ein Strassenhaendler stuermt den Bus und verkauft frittierte Krabben. Mein Nachbar boxt mich verschmitzt in die Seite. „ You want“. Nee sorry, gerad nicht hungrig. Genussvoll schmatzend zerbeisst er die Leckerbissen, das kalte Fett tropft von seinem Kinn auf meine Tasche. Verfuehrerisches Grinsen. „Sure you dont want?“ ja, pretty sure. „Next time you come Sri Lanka, you stay my house“. Danke fuer die Gastfreundschaft, kann mir nichts schoeneres vorstellen (6 cm). Ich versuche mir mit Ellenbogen und Fusssohlen mehr Platz zu schaffen und trete dabei mit dem Flip Flop in ein Kaugummi (von der Masse her, scheinen es eher drei an der Zahl gewesen zu sein), das mein Vorgaenger mir freundlicher Weise hinterlassen hat. Ich krieg n Hals! Im Eifer des Gefechts verklebt sich der lange zaehe Faden an meinem Rock, meiner Tasche und meinen Beinen. Ich KRIEG N HALS: Seine Chance. „oh chewing gum.“ Schmatz schluerf. „I help you“. Der schwitzend luesternde Fettwanst macht Anstalten mit seinen in Frittierfett eingelegten Wurstfingern die Kaumgummireste von meinen Fuessen zu reiben. ICH KRIEG N HALS!!! Danke danke, geht schon. Nach der naechsten Pause setz ich mich um. „Sorry, here more space (ARSEHOLE)“. Die Teefelder in rotes Abendlicht gehüllt. Friedlich verschwindet die Sonne hinter den Bergspitzen. Busfahren in Sri Lanka, immer wieder eine Wonne. Insbesondere am Valentinstag.

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