Frutarians, breatherians und Konsorten

Meine Nachbarn sind Hippies. Und zwar eingefleischte. Oder sollte ich sagen eingefruchtete? Es handelt sich um Frutarier. Frutarier essen ausschliesslich rohes Obst, das sie auf dem Erdboden finden. Umgeben von einer Schar Fliegen, eigentuemlichen Geruechen und den Sounds eines verstimmten Banjos, das sich irgendwo im Himalaya zwischen Nepal und Indien an den ausgefranstem Rucksack geheftet hat. Der maennliche Part des Hippietrios laesst ein Zwillingspaar anmuten. Die verfilzten Haarstraehnen sind lang und prall gefuellt mit Leben. Aus den langen Baerten tropft die braune Bruehe selbstgebrauter Fruchkraeutertrunks, deren Zutaten sich aus wiedergekaeuten Samen, Dschungelgewaechsen und Flusswasser zusammensetzen. Ich kann nicht schlafen, weil sich der suesslich faulige Geruch verdorrter Fruechte wie eine fiese Schlange durch die Bambusritzen in mein Zimmer schlaengelt. Unter den langen braun gelblich gefaerbten Fingernaegeln sammelt sich der Dreck der letzten Jahrzehnte. Wo einst Zaehne waren verbleiben vereinzelte schwarze Stummel. Zerissene Tshirt Fetzen bedecken verschwitzte Leiber, die seit Monaten keiner Dusche begegnet sind. Seife und aehnlichem chemischen Irrsinn hat man seit Jahren abgeschworen. An dem haelzernem Balkongelaender werden leicht verschimmelte Obstschalen zum Trocknen aufgehaengt. Auf dem Weg zur Toilette haelt man mir eine Plastiktuete undefinierbaren Inhalts unter die Nase."Look, you gotta check this out." „Fruits?“ (bei Frutariern naheliegend, wie ich annehme), ich strecke meine Hand aus, um mich zu bedienen. „Na, thats just the seeds we spit out. We’re gonna dry them and keep them, so we can plant them somewhere later“. Hm. Aus dem Hippietrio wird ein Hippiequintett, als sich eine ausgefranste Figur (weiblich vielleicht?) mit einem irritierten Affen auf der Schulter dazugesellt. Man winkt mich heran. „come here, come here, you gotta check this out!“  “Why and what and how?”, verpennt und leicht genervt haenge ich ueber meiner morgendlichen Kaffeetasse und will eigentlich nicht gestoert werde.“Here, you’ve gotta see this, there is this amazing rose just next to the track, come on here and smell it!”Kaffee, verschlinge mich und trag mich fort von diesen Leuten.Erfreut berichte ich meiner britischen Reisebekanntschaft Chris von meiner, meiner Meinung nach, durchaus erwaehnenswerten Begegnung. Chris zeigt sich wenig beeindruckt und berichtet von einer Gruppe westlicher breatherians (Atmer), die er auf Papua getroffen hat. Breatherians ernaehren sich ausschliesslich von Luft. Uebertrumpft. 

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