Schiffbruch

Die Sonne kachelt. Meine schwarz gebrannte Haut – fuehlt sich an wie angeschmortes Wildleder – ist ueberzogen von einer weiss kristallernen Salzkruste, die sich an meinen Beinen bis zum Knochen durchgefressen hat. Mein Mund ist trocken, beim Versuch zu Schlucken zerschneiden tausende kleine messerscharfe Klingen meine Kehle. Nachdem sie unser Boot geentert, den Captain erschossen und die gesamte Besatzung ueber die Planke gejagt haben, treibe ich seit Stunden – Tagen? – Wochen? – auf einer von Sonne und Salzwasser zermuerbten Holzplanke auf dem indischen Ozean irgendwo vor der Kueste Sumatras. Seit geraumer Zeit begleitet mich eine kalbsgroße Schildkroete. Die Kommunikation verlaeuft schleppend, da wir nicht die gleiche Sprache sprechen. Ich bin froh ueber jede Gesellschaft. Die Naechte sind ruhig und finster. Ruecklings liege ich auf meiner Planke, zaehle die Sterne und frage mich, ob fuer jede Sternschnuppe, die vom Himmel faellt gleichzeitig ein neuer Stern das Licht des Universums erblickt. Ich frage mich, welches Ende mich wohl ereilen mag und welches wohl die angenehmste Variante sein wuerde. Das blutruenstige, schmerzhafte, doch vermutlich verhaeltnismaessig schnelle Dahinscheiden als Haifischfutter, der langsame schleichende Tod des Verdurstens, der dich nach und nach an die Grenzen Deines Bewusstseins treibt, und vor dem letzten Atemzug teuflisch in den Wahnsinn entgleiten laesst, oder der frisch feuchte, jedoch qualvoll und grausame Tod des Ersaufens. Der Schlag der Wellen wiegt mich in einen traumlosen Schlaf.

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