Die Pardey is over, oder: Des Nachts allein im Dschungel

Es ist still und dunkel. Wo bin ich? Das Orchester ist verstummt. Das Gurgeln des Flusses ist verklungen. Die Gottesanbeterin ist fort. Vom Camp weit und breit nichts zu sehen. Finstere Nacht. Ich bin allein. Es knackt im Unterholz. Allein allein. Allein allein. Des nachts allein im Dschungel. Haette zugegebener Massen besser laufen koennen. Ich irre ein bisschen nach links und ein bisschen nach rechts. Bleibe an einer Wurzel haengen, stolpere und lande mit dem Gesicht voraus in einer undefinierbaren gallertartigen Masse, die einen lilafarbenen suessmodrigen Geruch verstroemt, der nach trauriger Einsamkeit klingt. Ich will nicht wissen, was das...die Wurzel knackt, rollt sich zusammen, streckt sich, erhebt sich und tritt einen Schritt nach....Moooment! Da kann was nicht stimmen! ...vorne. Hm! Ich blicke auf und starre – IN DAS FUNKELNDE AUGE des Mammutbaumes – NEIN! EINES EINAEUGIGEN RIESENS!!! Der sich keine drei Meter entfernt von mir aufbaeumt. Ein BORODUM!!! Ein Dschungelgeist. Wat nu? „Borodum are not so friendly ghosts...“ raunt mir die Stimme Remys durchs Hirn (vergl. Abschnitt „Auf der Suche nach Ruhe“) Kein Grund also zur Beunruhigung. Kling. Kling. Aus dem schwarzen Dickicht dringen zarte Glockenklaenge. Kling. Bing. Klang. Ein Glockenspiel des nachts im dunklen Dschungel. Ich glaub mich laust der Affe „...Du kannst sie kommen hoeren. Sie tragen kleine Gloeckchen um die Handgelaenke. Bei jedem Schritt, den sie tun, kannst Du sie klingeln hoeren. Sie starren Dich an aus einem einzigen riesigen Auge. Wenn sie gehen, humpeln sie komisch, denn ihre Fuesse sitzen verkehrt herum an den Beinen, die Zehen zeigen nach hinten...“ Alright. Ich denke es ist an der Zeit: Abhauen! Und zwar zackig! „„...but if you show no fear, you will be ok. Just follow your heart.“ Show no fear...Also nicht weglaufen oder wie?! Ist genau genommen ohnehin eher aussichtslos. Zu schwarz die Nacht, zu undurchlaessig das Gestruepp. „You have to respect them“ Respect! Ich versuche pragmatisch an die Situation heranzugehen. Der Borodum ist ein Dschungelkenner, was man von mir nicht unbedingt behaupten kann. Der Borodum ist groß und stark und – ding kling dong - furcheinfloessend. Jedes lebendige Wesen (also wohl auch Schlangen, Tiger, Skorpione und Konsorten) wird bei seinem Anblick vor Schreck erstarren bzw. Die Flucht ergreifen. Hinzukommt: Der Borodum verfuegt ueber Scheinwerferaugen, die sich des nachts im duestrem Dschungel als hilfreich erweisen koennen. Rein praktisch betrachtet  - bing bang klung - eignet sich der Borodum also hervorragend als – kling kling - Guide fuer einen naechtlichen Jungletreck. Und das Glockenspiel ertoent doch so verlockend so lieblich in meinen Ohren, als riefen sie mich, als wollten sie, dass ich ihnen folge. Und tatsaechlich – was mir tagsueber wie ein Hoellenmarsch vorkam, der mir mit jedem schleppenden Schritt zunehmend die letzte Kraft aus meinem zerkratzten geschundenen Leib sog, scheint mir auf einmal wie ein Kinderspiel. Als liefen wir auf Federn, als schwebten wir auf unsichtbaren Wolken die Steilhaenge hinauf ueber Wurzeln, Stolpersteine, rutschige Matschhaufen, die am Tage gemeingefaehrlich schmerzhaft stachlig spitzen Widerhaken der Rattanpalmen sind mit blaeulicher Watte geplostert, die nach lieblichem Gitarrenspiel klingt...Pling bing ding...Was fuer ne Freakshow, aber schon irgendwie der Knueller. Und da liegt es vor mir, das naechtliche Camp am Fluss erstrahlt im Mondesschein, die schuetzende Homebase, oh Du Oase der Zivilisation, Du liebliche. Ein durchsichtiges Maedchen in weissem Gewand empfaengt mich, singt mit zartem Stimmchen ein Willkommens-....Mooooment! Da kann was nicht stimmen! WO kommt die Frau her? WARUM ist sie unsichtbar? Und wo ist ueberhaupt der Rest der Mannen aus dem Treckertrupp? Und WIESO ist der Fluss auf die zweifache Breite angewachsen und WESHALB stehen die Zelte direkt neben dem Wasserfall? Die Antwort ist so einfach wie erschuetternd. DAS HIER: IST NICHT MEIN CAMP!!! „…They want you to follow. They take the people and show them some places, and the people then sometimes will never come back again.” Danke Remy. Wat nu? Und wer ist diese Tussi?

 

 

 

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