Boeses Erwachen

„Hier!“ bruelle ich. „Hier!!!“ Jemand schiebt die schwere Holztuer beiseite. Der einfallende Lichtstrahl blendet meine Augen. Gerettet. Gerettet! Uebermuetig will ich mich nach draussen ins Licht stuerzen. Und falle. Was zum...?! Ich kann meine Beine nicht bewegen. Irgendetwas haelt sie zusammen. FUSSFESSELN! Was zum TEUFEL??!! Vor mir steht ein unfreundlicher Thai mit zerissener blauer Uniform. Pistole steckt im Halfter. Es sieht GANZ schlecht aus. Koennte es etwa sein...? Also ich meine..koennte.es.etwa.sein. dass...? Ich? Ein Insasse...? In Tarutao Pris...? Ein Insasse in Einzelhaft!!! “Komm raus!“...die offensichtlich – Gott sei gedankt – gerade vorbei ist. Ich frage vorsichtshalber einmal nach: „Aeh! Sorry! What year are we in?“ Anstatt zu antworten schlaegt mir der Uniformierte mit dem Griff seiner Pistole ins Gesicht und rotzt vor mir auf den Boden. Ich spucke einen Schneidezahn aus. Scheisse Mann, der waechst nicht nach! Man wird ja wohl noch fragen... „No questions!“ Zum Kotzen! Langsam gewoehnen sich meine Augen an das Tageslicht. Und das Bild, das sich mir darbietet bestaetigt meine boesesten, duestersten Ahnungen. Dort, wo ich vorhin noch eine verfallene Ruinenstadt durchwandelt hatte, befindet sich nun eine intakte Gefaengnisanlage. Das solide Mauerwerk scheint den Dschungel zurueckgedraengt haben. Scharen ausgezerrter Gestalten in braeunlich verblichenen Uniformen schleppen sich wie lebende Tote ueber ausgetretene Pfade. Ihr Koepfe sind kahl rasiert. Ihr Anblick markerschuetternd. Manche von ihnen tragen Fussfesseln. Wie ich. Die meisten von ihnen sind so duerr, dass die sich die spitzen Beckenknochen deutlich unter der duennen Haut abzeichnen. So duerr, dass man jede Rippe einzeln zaehlen kann. Die Augen sind blutunterlaufen. Die Haut bei manchen gelblich verfaerbt. Ihre Gliedmassen sind von infizierten Eitergeschwulsten uebersaeht. Und sie sind so duerr, so duerr! Einigen fehlt ein Bein. Oder ein Arm. Oder beides. Zwischen ihnen laufen uniformierte Wachposten, die ihre Macht durch Bruellerei und den erbarmungslosen Einsatz ihrer Holzknueppel demonstrieren, die sie den Gefangenen zwischen ihre schwachen Beine oder in die Genitalien rammen. Im Grossen und Ganzen geben sie jedoch ein nicht viel gesuenderes Bild ab, als die Gefangenen selbst. Und so also beginnt mein Leben als Insasse auf der beruechtigten Gefaengnisinsel Ko Tarutao. Was folgt, ist ein wahrgewordener Albtraum, aus dem es kein Erwachen gibt.

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