The Great Escape. Die Vorbereitungen laufen

Irgendeinen Weg MUSS es geben. Irgendeinen Weg gibt es IMMER. Num und ich sind mit der unliebsamen Aufgabe betraut worden, im Dschungel Feuerholz zu hacken, das wir spaeter am Abend auf unseren geschundenen Ruecken ins Lager schleppen muessen. Ich scheine meinen Gedanken laut ausgesprochen zu haben, denn Num schuettelt traurig den Kopf. “No way. Believe me. No way. Only one option...maybe...no. no option.“ Was war das? What option? “One way there is, but that way also too very dangerous. Big cave leading through the mountain. But cave also no option. Some people try and people die in there. Nobody who enter ever coming back. Big maze. And nobody know way through the maze so everybody die. So as I said. No option.” No option! Off course option! Und zwar die einzige. Und sollte es das letzte sein, was ich tue, ich werde es versuchen! Ich bin aufgeregt! “Num! You know where to find the entrance of that cave?“ „Off course know. Everyone here know.” Show me! Now! Num wirft einen gehetzten Blick ueber die Schulter, um sich zu versichern, dass wir unbeobachtet sind. Die Guards, die uns bewachen sollten spielen ‚Vier Gewinnt‘. „Hurry! And quiet! Not say a word! And when I say not move, you not move!“ Verstanden. Ich folge ihm ueber unwegsames Gestein in die Buesche. Waehrend wir durchs Gelaende hasten, versuche ich nicht zu fallen und mir zeitgleich den Weg einzupraegen, was bei der Geschwindigkeit, die Num an den Tag legt, keine einfache Aufgabe ist. “If they find us here, will beat us, maybe kill us!” Ja, los, weiter, mach hinne. Num kommt so apruppt zum Stillstand, dass ich von hinten in seinen Ruecken rempele. „Here it is.“ Hier ist: Nichts. Nur Gestruepp. Was meint er? "Hey! I dont see nothing! What you mean: Here it is??!“ „Ssshhh!!!“ Ein weiterer Schulterblick verraet uns, dass wir nach wie vor unbeobachtet sind. Mit der Hand schiebt er die Blaetter eines fahnaehnlichen Gewaechses zur Seite, unter dem sich ein Felsbrocken in der Groesse eines Hausschweins verbirgt. „You help me.“ Mit vereinten Kraeften rollen wir den Stein beiseite, und da liegt er vor uns. Der Eingang zur Hoehle. Der Ausgang aus der Hoelle.

 

Bevor ich die Flucht antrete, gibt es noch einige Vorkehrungen zu treffen. Nahrung ist hierbei meine geringste Sorge. Erstens bin ich Hungern seit geraumer Zeit gewoehnt, mein Magen ist bereits auf wenig Nahrungszufuhr eingestellt. Und zweitens wollte ich ohnehin schon immer mal die Lebensweise der Breatherians austesten, mit der sich schliesslich auch die Frutarians damals, als sie schiffbruechig auf hoher See vor Sumatra trieben, ueber Wasser gehalten haben. Das wird schon irgendwie hinhauen. Vorausgesetzt natuerlich, die Hoehle gibt mir Luft zum Atmen...Was mir mehr zu Denken gibt, ist die Frage des Lichts. In der Hoehle ist es stockdunkel. Unmoeglich, dass ich ohne Licht den Weg durchs Labyrinth finde. Sowas wie Taschenlampen gibt es auf Tarutao natuerlich nicht. Die kleine Flamme eines Feuerzeugs ist ungeeignet. Was ich braeuchte, ist sowas wie eine Fackel mit einer ueberdurchschnittlichen Brennzeit. Aber wo herkriegen? Das ist die Frage. Mir jagen die absurdesten Ideen durchs Hirn. Ich koennte Gluehwuermchen fangen (ich erinnere mich an Anggas Worte:“And then me just follow the glowwurm, and he show me the way out...“), und sie irgendwie in ein Glas sperren, das ich dann mit mir rumtrage. Ist aber Schwachsinn. Was, wenn die Wuermer sterben und aufhoeren zu leuchten? Dann ist es aus. Oder ich koennte waehrend meiner Fischereischicht versuchen, planktonhaltiges Wasser abzufuellen, in der Hoffnung, dass die Leuchtkraft des Planktons lange genug anhaelt, bis ich meinen Weg zum Hoehlenausgang gefunden habe. Zu unzuverlaessig...

 

Waehrend ich meine Flucht plane, werden die Zustaende auf der Insel von Tag zu Tag grauenhafter. Neben Malaria ist nun auch noch die Cholera ausgebrochen. Da wir keine Medikamente haben, sterben die Menschen wie die Fliegen. Der Hunger treibt sie alle in den Wahnsinn, und die daraus resultierende aggressive Grundstimmung ist schlecht zu ertragen. Die Schlaege der deprivierten Aufseher nehmen zu und steigen in ihrer Intensitaet. Zeitgleich munkelt man, dass sich mittlerweile ein kleines Grueppchen, bestehend aus einigen der kraeftigsten Insassen und der grausamsten Waerter, zusammengeschlossen hat, um die Ueberfaelle auf vorbeifahrende Schiffe vorzubereiten. Ein Boot aus Palmenholz soll so gut wie fertig sein. Und genau das ist meine Chance!

 

 

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