Mein Leben auf dem alten Kahn: Der Stachelrochen

Als naechstes erwischt es Remus.

Es ist heiss, an Deck verkohlt uns die Sonne unsere ledrigen Ruecken. In meinem Kopf koechelt das Blut vor sich hin, und das Wasser, mit dem ich das Deck schrubbe, verdampft innerhalb von wenigen Sekunden. Gefrustet ueber die ineffiziente Arbeit, die so absolut nicht vorangeht, haenge ich mich an die Gallionsfigur und mache ein paar Klimmzuege. In der Hitze auch absolut aetzend, aber meine Muskeln sind in den letzten Monaten auf See stark eingerostet, und fuer die baldige Meuterei muss ich fit sein. (Natuerlich versichere ich mich vorher, dass Luzifer nicht guckt. Aber der haengt unter Deck im Schatten „In der Hoelle ist es heiss genug, da braucht man sich in der Oberwelt jetzt auch echt mal nicht noch unnoetigem Sonnenfeuer aussetzen“.). Unter mir kreisen ein paar Delfine und ein paar Stachelrochen. Donnie ist in der Not mittlerweile dazu uebergegangen unser Tauwerk aufzurauchen und schmort mit krumm gedrehter Fluppe in den verkrusteten Mundwinkeln zwischen zwei Fendern. Sein Kopf ziert ein nasser algengruener Lappen, mit dem er aussieht wie damals, als er sich in der verhaengnisvollen Life Musik Nacht samstags in Bukit Lawang den Schaedel aufgehauen hatte. Das mit dem Tauwerk ist uebrigens ein weiterer Streitpunkt an Bord. Dumont braucht das naemlich ebenfalls fuer seine Knuepfkunst und findet’s „merde“, wie Donnie das Zeug verfeuert, als sei es Wegwerfware. Der Smutje hockt draussen vor der Kombuese und bruzelt die Fischreste zur Abwechslung direkt in der Sonne auf den Deckplanken, was widerum mich extrem aufregt, weil ich den Saukram dann wieder aufwischen kann. Remus stoehnt ueber die Hitze und springt ueber Bord, um sich abzukuehlen. „Hey Remus, beware of the Stachelrochen“, rufe ich noch, doch da war es schon zu spaet. Remus ist unachtsam und wird von einem der Rochen gestochen, und zwar leider direkt ins Herz. Er ueberlebt zwar, ist aber fortan orientierungslos. Die Stimme seines Herzens ist verstummt,wie er uns spaeter erklaert, das Leben fuer ihn mache so keinen Sinn mehr, an Bord schon gar nicht. Er verlaesst uns, und laesst sich seit ehedem in einem unserer leeren Camputfaesser uebers suedchinesische Meer treiben. Da waren's nur noch acht. Den Stachelrochen grillt uns der Smutje zum Abendessen.

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