Magisches Wiedersehen im Bahia Palast

Im Bahia Palast treffe ich Carlos. Carlos kenne ich seit gestern, als wir gemeinsam im Schmuckladen eines nach Geld luesternden Tuareqs sehr suessen The a la menthe getrunken haben. Jetzt starrt er mit Kopfhoerern in den Ohren auf die 1000 Milliarden Mosaike, die die Innenraeume des Palastes zieren. Er erklaert mir, dass die geometrischen Formen seiner Musik in Kombination mit der Beschaffenheit der Mosaike eine vollkommene harmonische Einheit erschaffen, die ihn voellig schwerelos in ein spirituelles Delirium entgleiten laesst. So aehnlich, wie bei den aegyptischen Pyramiden, die ebenfalls mit spiritueller Geisterskraft erschaffen worden sind. Carlos ist Hippie und Tattookuenstler aus Mexiko, und wie sich nach kurzem Smalltalk herausstellt, ein alter Arbeitskollege von mir. Zur gleichen Zeit, in der ich vor drei Jahren in den guten alten Zeiten Coca-Blaetter und regional angebauten Kaffee in Café Minca in der Sierra Nevada de Santa Marta, Kolumbien vertickt habe, war er keine drei Haeuser weiter in Cafe Loma als Tattookuenstler beschaeftigt. Wir freuen uns darueber, wie klein die Welt ist und schwelgen in alten Zeiten. Da es noch viel zu erzaehlen gibt, lassen wir uns in einem steinernen Fensterrahmen in einer schattigen Ecke des Palastes nieder und vertiefen uns in ein kleines Plaeuschchen. Carlos hat mehrere Jahre in der alternativen Untergrundszene in Dallas, Texas gelebt, unter anderen mit den Hare Krishna Bruedern. Dann ist er allerdings zu den etwas gemaessigteren Shivaisten uebergetreten, da die Hare Krishnas jegliche Form von sexuellen Verkehr ablehnen. Das kommt fuer Carlos momentan nicht in Frage, er moechte sich in seinen besten Jahren sexuell ausleben und wenn er damit durch ist – vielleicht so mit Mitte 40 – Moench werden. Ich meine, das gilt ja wohl nicht. Er meint, dass das natuerlich gilt. Nach drei Stunden erheiternder, bereichernder, und ja geradezu philosophischer Gespraeche trennen sich unsere Wege bis auf weiteres. Er moechte noch auf den Friedhof nebenan, ich zaehle die Mosaike im Bahia Palast.

 

Heather hat mittlerweile einen Heiratsantrag von einem jungen Mann aus Senegal erhalten und spielt mit dem Gedanken, sich in einem kleinen senegalesischen Dorf niederzulassen, zumal sie dort wahrscheinlich besser barfuss laufen kann, als in den versifften Souqs von Marrakech. Ich schwinge neben ihr in der Haengematte und beobachte sie dabei, wie sie eine selbstgedrehte Lavendelzigarette raucht. Riecht gut.

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