Im Hohen Atlas Tag 1 1700m ue.n.N.

Katherine und ich sitzen am Rande der staubigen Hauptverkehrsstrasse von Tabant und warten. Auf was genau, wissen wir nicht genau. Katherine haelt ein vollgepacktes Maultier am Zuegel und liest Shantaram. Gute Lektuere, habe ich bereits in Sumatra gelesen. Ich beobachte, wie ein Huhn einen Apfel frisst und anschliessend von einer Katze gefressen wird. Auf dem Schafsmarkt gegenueber herrscht reges Treiben. Man kann es klar und deutlich riechen. Ein Schaf kostet im Schnitt 700 dh, umgerechnet 70 Euro. Ein kleiner Miniberber versucht - ohne Erfolg leider -  ein stures Maultier anzutreiben. Eine Frau haelt ein triefend nasses Schaf am Nacken und schleift es ueber die Strasse. Ich glaube, es war versehentlich in den Fluss gefallen. Alte, faltige Maenner mit Turban mustern uns argwoehnisch. Irgendwie sind wir hier etwas fehl am Platze. Ich murmele immer mal wieder ein freundliches Salamalaikum und verkrieche mich ansonsten hinter meinem Hijab – meiner Junglesister Sarah sei gedankt, hatte sie mir doch das gute Stueck im Rahmen unserer taeglichen Koranlessons im guten alten Bukit Lawang vermacht. Das gute alte Bukit Lawang... Der Jungle ist in weiter Ferne. Ich lehne gegen meinen Jutesack, den ich mir vorsichtshalber bis zum Rand mit Aepfeln vollgestopft habe, und mit ein Paar Walnuessen, die mir ein greiser Berber auf dem Weg zugesteckt hat. Zacharia erscheint und nimmt uns das Maultier weg, um ihm neue Schuhe zu verpassen. Irgendwann erscheint Abdul, eingehuellt in eine staubige schwarz braun gestreifte Djelabah, in seiner Hand ein Sack Zwiebeln. „Wacha. Lets go.Trecking.“ (Yippie jo, yippie yeah!)

 

 

Ein paar Stunden spaeter: Die Apfelplantagen liegen hinter uns. In gleissender Mittagshitze schleppen wir uns ueber eine roetlich gluehende Schotterstrasse, die sich kilometerweit durch eine karge, vertrocknete Steppenlandschaft zieht und ins ausgedorrte Nichts zu fuehren scheint. Unsere Haut ist bedeckt von einer Zentimeter dicken Staubschicht. Die Sonne kachelt, ein verlassenes Fussballfeld flimmert in der Hitze. Mich befaellt das Gefuehl einer noch nie dagewesenen, zentnerschweren Melancholie. Und dann steht da, inmitten ausgestorbener Tristesse, ein: Bienenstock. Muss wohl eine Fatamorgana sein. Abdul:„No money no honey“. Keine Fatamorgana. Ich huste Staub und einen Brocken Melancholie.

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