Tag 4, 2500M ue.N.N. Der Gejagte

Wir haben den hoechsten Punkt unserer Route ueberwunden und bewegen uns in sengender Hitze den Abhang hinab. Das Tal ist in Sichtweite. Die Aepfel ebenfalls. Das Gute ist, dass die Schuhe beim nahezu senkrechten Abwaertsmarsch weniger druecken. Das Schlechte ist, dass sich der mangelnde Gripp so deutlich staerker bemerkbar macht, ich slide mehr als dass ich gehe, jeder Schritt will bedacht sein, das strapaziert Nerven und Muskeln.

 

Auf halber Hoehe kommt uns ein greises, buckliges Maennchen entgegen. Sieht aus, wie 95, er muss also ungefaehr 75 sein. Auf seinem runzligen Gesicht sitzt eine dicke Brille, die mindestens genauso alt ist, wie er. Sie ist in der Mitte mit feuerrotem Tape notduerftig zusammengeflickt. Seinen Kopf ziert eine schwarze, spitz zulaufende Wollmuetze. Ansonsten traegt nichts bei sich, ausser einen abgebrochenen Zweig, den er als Krueckstock nutzt. Es ist ein Regierungsfluechtling, dem die Polizei auf den Fersen ist. Abdul murmelt irgendwas von big Problem with wife. Er muss in zwei Tagen vor dem Gericht in Kelaat Mgouna erscheinen, ansonsten sieht es schlecht um ihn aus. Das einzige oeffentliche Transportmittel, einen einmal woechentlich verkehrenden Minivan, hat er verpasst, deshalb muss er sich nun zu Fuss die 125 km durch den hohen Atlas schlagen (und u.a. auch den 4200m hohen Mgoun bezwingen). Ich finde es wirklich bemerkenswert, was man im hohen Atlas so fuer Gestalten trifft. Ich ueberlege, ob ich eine Reportage darueber schreiben sollte. „Kathrine! Good?“ „I wanna squash him like a bug!” (squash him like a bug, squash him like a bug…)

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