On the road

Ich loese mich auf. Mein Blut kocht. Meine Haare verkleben unter dem Hijab, dem LAESTIGEN Accesoire! Die Sonne verfeuert meine Gehirnzellen. Die Hitze die Hitze! Mein Geist verfluessigt sich. Ich kapituliere. Jegliche Spannung weicht aus meinem Koerper, ich verforme mich in einen nassen Waschlappen, ich schwelge im Trance, mein Koerper ist eine labbrige Huelle mit wenig Inhalt. So muessen sie sich anfuehlen, die „out of body experiences“, von denen ich in einen von Saids Buechern ueber den tibetischen Buddhismus gelesen habe. Es gibt viele schlimme Jobs auf dieser Welt. Aber kaum einer kann schlimmer sein, als der des Fahrers eines marrokanischen Kollektivtaxis. Stundenlang schmorst Du in unertraeglicher Hitze. Und es ist kein Schatten WEIT UND BREIT KEIN SCHATTEN!!!! Stundenlang wartest Du und wartest. Und nichts passiert, denn niemand, ich wiederhole NIEMAND will mit dir nach Tafraout fahren. Und waehrend Du wartest, verwandelt sich Dein Auto in einen kochenden Folterkeller, der Deine Koepertemperatur ums dreifache ihres Normwerts ansteigen laesst, das Atmen faellt schwer, jede Bewegung fuehlt sich an, als wurdest Du versuchen ein 250 Kilo Gewicht mit dem kleinen Finger zu staemmen. Schlimmer geht immer, naemlich als Mitfahrer eines marokkanischen Kollekivtaxis, denn niemand bezahlt einen dafuer. Und das besonders Schlimme an der Misere ist, dass ich ein Grossraumtaxi mit 7 Sitzplaetzen erwischt habe, d.h. wir muessen noch auf mindestens 12 weitere Personen warten, bis wir losfahren (ausser mir schmort bislang nur ein weiterer Greis in der gluehenden Blechhoelle – keine Ahnung, wie der das aushaelt) und niemand, ich wiederhole NIEMAND will nach Tafraoute fahren. Die Hitze die Hitze! Langsam und formlos rutsche ich vom Sitz. Wasser! Das Plastik meiner Plastikflasche schmilzt, das Wasser beginnt bald zu sieden. Und dann verdampft es, und ich habe gar nichts mehr. Schatten! Gebt mir Schatten! Ich bin kurz vor dem Kollaps. Dem Taxifahrer haengt die Zunge aus dem Hals. Die Hitze, die Hitze! Wie furchtbar ich doch schwitze! Ich verfluche die Marokkaner und ihr vermaledaites Transportsystem! Mein Kopf haemmert, fuehlt sich mittlerweile an, wie eine Zeitbombe unmittelbar vor der Detonation. Was fuer ein Hoellenjob! Staub und Hitze. Ich ueberlege, was schlimmer ist, Feuchtigkeit und Hitze, wie damals in Thailand, oder Staub und Hitze, wie heutzutage in Marokko. Die Frontscheibe ist zersprungen. Ich ueberlege, ob ich dem Taxifahrer einfach die verdammten 7 Euro Differenz fuer die fehlenden Fahrgaeste zahlen soll, damit wir zur Hoelle endlich losfahren!! Schande nochmal, nein! Das Elend wird nun ausgesessen. Laut Saids Buch ueber den tibetischen Buddhismus fuehrt Leid zur Erleuchtung, der Zustand duerfte bald erreicht sein. Hoffe nur, dass ich mich nicht vorher in Staub aufloese. Und dann, als der letzte Tropfen Hoffnung bereits in der Wuestensonne verdampft ist, dann, dann g-e-h-t-e-s-l-o-s! Allahu akbar! Und das Warten, meine Lieben, das Warten, das hat sich gelohnt. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0