Gebrochene Herzen in Essaouira

In Essaouira geniesse ich die steife Briese, hangele mich von Galerie zu Galerie, treffe meine Dachbekanntschaft Mohammad, belege Workshops zu Electro Genoua Fusion, und lese mich durch gut sortierte Bibliotheken (der Intellekt darf auf Reisen selbstredend nicht verkuemmern). Ausserdem breche ich ein paar Herzen. Waehrend ich dabei bin, die moderne Auslegung zum Thema Zwangskonvertierung im Islam zu studieren, werde ich von der Bibliothekarin in ein Gespraech verwickelt. Wir kommen auf das leidige Thema Fluechtlinge zu sprechen. Ich rede mich bei diesem emotionalen Thema wie ueblich in Rage, am Ende bricht sie in Traenen aus, und mir tut das Ganze schrecklich leid.

Anschliessend erwischt es ein Berberherz. Ein Kuenstlerherz. Es gehoert Abdel. Abdel ist ein attraktives und liebenswertes Gesamtkunstwerk. Er erfuellt mich mit positiven und tiefenentspannten Spirits, und es ist mir ein Hochgenuss, mich in seiner kreativen Aura aufzuhalten. Er ist einer von der Sorte Mohammads und kreiert Einrichtungsgegenstaende aus alten Flaschen, Dosen, Glasscherben und Paletten. Er entwirft abstrakte Berberkunst und macht Schmuck aus Bergkristallen (wuerde Dumont gefallen), ein Taenzer (mal Breakdancer mal Traumtaenzer) und Performer. Er schlaeft auf dem Dach (diese Dachbekanntschaften haben es in sich) des Atlantic Hostel (eine outgesourcte Muelldeponie partygeilen Touriabschaums, hierzu jedoch spaeter mehr) und es ist mir eine Freude, mich in seinen Afrolocken einzuwickeln. Obendrein ist er ein super witziger Kerl. UND er hat Djinns gesehen („veeeerryy scary, maaaany strange things happen, when Djinns around. I saw people speaking maaaany different languages, they never knew before and veerrrryyy crazy! But I don’t want to talk about these kind of things please!” schade…). Ich frag ihn, ob er Mohammad kennt. Kennt er, in der Tat – wie klein sie ist, die Kuenstlerwelt, sie kennen sich von dem Dach auf Priscilla – auf den ist er leider GAR nicht gut zu sprechen “Wooooh, if I see this guy, woooohhh I promise I will cut off all his f....hair!!!“ Ein unguter Vorfall in der Vergangenheit...Wir unterhalten uns ueber Gott und Macrami, Ueberfischung, Upcycling und Reinkarnation und sowas, und ich seh schon kommen, das nimmt kein gutes Ende. Die Traumtaenzerei laeuft ungefaehr so ab:

 

„Stef, come to the desert with me.” Neee, really, too much Staub…”No problem, I promise I buy you sunglasses.” Neee….”Stef, shall we marry here and now, not tell anyone, just you and me know, no papers, nothing, just you and me know we are husband and wife?” Neee, sorry, no way, too many problems…Er tut mir ein bisschen leid, er ist schliesslich nicht der Schlechteste…”What problems? Maybe you think because you are German (mein Lieber, wenn Du wuesstest, WIE deutsch ich bin, wuerdest Du aber vermutlich ganz schnell die Biege machen…) and I am Berber and you think I will later make you wear Hijab or something. I promise I don’t care about that shit. Fuck society! We can go and live in the mountains in a cave, we live on 10 dh each day, and maybe we buy 5 chicken, will be veeeerry nice life…” Hmmm! Klingt spannend! Wie weit, frag ich mich, wie weit kann ich im Rahmen meiner Feldstudie gehen? Aber: Was wuerde Muddi sagen? “And I promise I stop smoking Hash, because I know you don’t like this stuffs, look, I stop right now for you.” I wo! Rauch soviel Du willst…„Or, if you want to live in Germany, I can come, I can open little shop and sell my art and I can make some Sandals from good leather...“ Nee, that’s not so easy my friend, that’s not so easy. Er tut mir leid…”Then stay here, we can live in Essaouira. Every day I promise I will cook the beeeest food for you! I give you the money for your flight ticket to Peru and you stay here with me.” Ok, 600 Euros! How much you have? “120 dh (12 Euro)...“ Und schon wieder tut er mir leid. „Thank God I met you!“ nana...Ich weiss genau, das laeuft auf ein gebrochenes Berberherz hinaus. Aber bevor es soweit ist, passiert folgende krasse Scheisse:...

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