AUF WANDERSCHAFT

Ich sitze in der Sonne auf dem Sofa im Garten und produziere eine spirituelle Andenkette mit bunten Federn (geht bestimmt gut weg bei den ganzen Hippies hier). Sorgfaeltig neben mir habe ich eine Vielzahl kleiner verschieden farbener Samen aufgereiht, die ich nach und nach in die aufwendige Knuepfproduktion einzuflechten gedenke. Der Blinde kommt angewackelt, guckt mich an (oder tut zumindest so, denn er sieht ja nichts), ich denke: denk nicht mal dran und er springt mit einem Satz aufs Sofa, die sorgfaeltig zusammengesuchten Samen rollen in saemtliche Richtungen davon und sind weg. Der Blinde freut sich und wackelt mit dem Schwanz, ich scheuche ihn vom Sofa. Mir ist die Lust am Knuepfen fuers erste vergangen und deshalb mache ich mich auf, auf Wanderschaft in die mich umgebene Andenlandschaft. Mal checken, was die Gegend hier so hergibt. So einiges. Ich verzichte mal auf detaillierte Aufzeichnungen, guckt Euch die Fotos an, wenn es Euch interessiert.

Auf Wanderung schiessen mir jede Menge verrueckte Verse durchs Hirn, wie z.B.:

„In der Huette auf dem Berg,

wohnt ein indigener Zwerg,

der kennt sich auf mit Kraeuterkunde,

ich kehr ein zu spaeter Stunde,

ueber uns da laechelt leise

Mutter Mond, denn sie ist weise...“

Und so ein Quatsch...

Ich sammle nun uebrigens auch Gesteinsbrocken fuer meine Ketten, bin in der Steinkunde allerdings noch nicht sehr weit fortgeschritten, wenn man mich nach der Bedeutung fragt, sag ich meistens sowas wie „Kraft“ oder „Erdung“ oder „Schutz“. Das kommt immer gut an.

Dann folge ich einem verottetem Hinweisschild, dass bergauf zeigt und auf eine alte spirituelle Incaruinenstaette hinweist. Es geht bergauf. Und bergauf. Und bergauf. Ich roechele (liegt bestimmt an der Hoehe), nach drei Stunden denke ich, das kanns ja wohl nicht sein und verfluche die Incas fuer ihre bekloppte Bauweise in schwindelerregender Hoehe. Dann stolpere ich ueber einen alten Bierdeckel, auf dem ist ein Loewe aufgedruckt. Das ist ein klares Zeichen, das ich den Weg fortsetzen muss, denn der Loewe, der bedeutet: Kraft. Also weiter und weiter und weiter. Und es lohnt sich!!! Das Hochplateau, das ich erreiche ist ATEMBERAUBEND. BREATHTAKING. Mitten im Nichts, weit ueber den Wolken, zwischen Wasserfaellen und neongruen strahlenden Wiesen tuermen sich Jahrhunderte alte Felsbrocken zu imposanten Ruinen auf, und ich denke mal wieder ich bin in einem Maerchenroman gelandet. Ich verweile eine Weile in Meditation, allerdings nicht sehr lange, da ich schliesslich noch zurueck muss, und man will natuerlich nicht in die kalte farblose Dunkelheit geraten. Auf dem Rueckweg passiere ich imposante Salzterassen und esse ein bisschen Salz (macht mich stolz, was wohl die Frutarians davon halten wuerden). Muede und erledigt schleppe ich mich den abgetreten Pfad hinab, das Ziel in Sichtweite. Und dann das! Ein Rudel, bestehend aus 12 wild geworden Strassenkoetern versperrt mir den Weg. Zaehnefletschend und in Angriffshaltung. Ich koennt kotzen. Meine einzige Waffe: Eine halbleere Wasserflasche aus Plastik. Oben in den Bergen, hatte ich damit drei kampflustige Biester in die Flucht schlagen koennen, gemessen an der aktuellen Truppenstaerke, erscheint mir die Waffe allerdings mehr als erbaermlich. Kein Durchkommen. Ich muss wohl oder uebel den 5km Umweg durchs Dorf laufen. Bergab und dann bergauf. Aetzend! Auf dem Weg kauf ich mir ne Pulle Chicha.

 

Zurueck in meinem trauten Heim lasse ich mich kraftlos aufs Bett fallen, werde von einer Spinne gebissen und schlafe ein, waehrend die beiden netten Peruaner ueber mir sich lautstark irgendeine Art Pornofilm reinziehen. 

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