DER TAG AN DEM TRUMP GEWAEHLT WURDE

Um 7:00 Uhr erwache ich und noch ist alles gut. Es geht etwas bergab, als ich auf dem Weg zur Morgentoilette wie ueblich die Jauchekammer des stinkenden Erleuchteten (er schlaeft noch, Gracias a dios) durchqueren muss, aber davon lasse ich mich nicht erschuettern. Davon nicht. Es geht wieder etwas bergauf (bergauf, berab – merkt ihr selbst, die Metaphern sind stilsicher an die bergige Umgebung angepasst), als ich in der Kueche frisch gebrauten Kaffee abstauben kann. Und ab diesem Moment beginnt die Talfahrt („Talfahrt“!). Sechs kreischende Kinder zwischen 1 und 7 (seit gestern hat sich eine 5koepfige Familie aus Alaska in meinem friedlichen Adlerhorst eingenistet, sprich aus 3 -3 gehoeren zum Haus - werden 6 hektische Kleinwuechsige, die zwar nett, aber wirklich laut sind) jagen wie die Bekloppten durch den ueberschaubaren Raum. Ueber meine Fuesse rollt ein bunt bemaltes Bobbycar. Alejandro huepft im Spidermankostuem schreiend ueber das Sofa, das Baby heult, das Sofa kippt um, Alejandro heult, ich stolpere ueber den Blinden, der um meine Fuesse wackelt, ich verschuette meinen Kaffee. Das Baby heult. Durchatmen. Draussen wird alles besser. Wird es nicht. Auf der Suche nach einer sonnigen Sitzgelegenheit („careful kids, I have some coffee here“) kriege ich ein Fussballgeschoss in den Bauch, ich stolpere ueber den Blinden, der Lahme jault und pinkelt. Jackson schleudert das zweite Baby in einer maroden Haengematte wie einen Schleuderball durch die Luefte („careful, thats a bit to wild, Jackson“), Jackson verliert den Halt, und das Baby fliegt als Wurfgeschoss durch den Garten. Und kreischt. Und Jackson kriegt Hausarrest. Und heult. Spiderman und Tim bekriegen sich mit zusammengeklappten Klappstuehlen. Es ist 7:46 Uhr am Morgen. Kann es schlimmer werden? Es kann. Der stinkende Erleuchtete erscheint ueberdreht, zittrig und hektisch im grauen Trainingsanzug. „Congratulations for your new President!!!“ Trump. Ist. President. Kann nicht sein. Es kann. Micha greift sich eins der zahlreichen Babys und wirft es in die Luft („Aiigutschigutschi“). Yami stellen sich die Nackenhaare auf. Tim kreischt „what?“ Mama Alaska: „Yes my dear, that is the mean man I told you about. He is now our president.” Kann nicht sein. Ich reibe mir die Augen. Es kann. Alex aus dem Nachbarhaus erscheint auf der Bildflaeche. Er macht keinen guten Eindruck. Hey Alex, you already know what happened? „Yes...“ Es weiss es bereits seit 3:00 Uhr morgens, als Barefeet einen verzweifelten Schreckensschrei ausgestossen hat. Seitdem haben die zwei keinen Schlaf mehr gefunden. Mama Alaska berichtet, dass ueber nacht die Webseite des kanadischen Immigration Offices zusammengebrochen ist. Ich versuche nett zu Micha zu sein und sage (wie ein normaler Mensch):“ Wow. Thats the worst newz I have heard since...I dont know when“. Micha:”Oh well what do you expect. I mean, look whats going on in Europe. Look how Merkel is ruining the entire planet…” Excuse me, what? “...dragging all the terrorists into Europe...“ Excuse me, what? Micha, der Erleuchtete, das stinkende Stueck Scheisse, erlaeutert der Runde, dass es sich bei den Syrienfluechtlingen ausschliesslich um Terroristen handelt, die sich nach Europa schleusen, um den Kontinent zu vernichten, ich werde ausfallend und knalle meine Kaffeetasse auf den Erdboden. Und verschuette den letzten Tropfen Kaffee. Es ist 8:00 Uhr morgens. Und Zeit fuer ne Auszeit. Ich stopfe mein wichtigstes Hab und Gut in eine Plastiktuete, verstaue meinen Rucksack in Yamis Abstellkammer und mache mich voruebergehend auf den Weg nach Cusco (wo ein Kolumbianer – die Story kommt spaeter - und meine Englischklasse auf mich wartet). Im Bus zeigt mir mein Sitznachbar das Bild der weinenden Freiheitsstatue.

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