Kampf fuer die Gerechtigkeit

“Better something to do than nothing to do” lautet das alte Junglemotto, drum bin ich nun Marketingbeauftragte fuer Menschenschmuggel, Zwangsprostitution, Versklavung, physische und sexuelle Gewalt, humanitaere Ausbeutung, Mangelernaehrung der Campesinos und organisierte Kriminalitaet. Selbstredend kaempfe ich auf der guten Seite, habe bei einer alt eingesessenen NGO angeheuert und teile mir mein schummriges Buero mit einer zynisch deillusionierten Menschenrechtsanwaeltin, die die Todesstrafe wieder einfuehren will und nicht versteht, wie sich diese bekloppte idee der Pflichtverteidigung etablieren konnte. Schaetze, sie hat schon mehr gesehen, als ich, ich bin da ja immer noch recht liberal und moderat und erwidere also meistens sowas wie „ja, aber...“. Nun gut, wie ich mit meinen laecherlichen Spanischkenntnissen professionelle Pressetexte verfassen will, das weiss der Geier, und der haengt bekannter Massen in Lima ab. Bin allerdings (wie immer) zuversichtlich, und wie der Volksmund zu sagen pflegt:“Ein Bild sagt mehr, als 1000 Worte“, drum werde ich bei oralen Defiziten einfach ein paar irre Bilder knipsen und das Problem duerfte geloest sein. Nachdem ich heute 6 Stunden damit verbracht habe, mir eine wissenschaftliche Abhandlung zum Thema Menschenhandel reinzupfeifen, droehnt mein Schaedel (kleineres Uebel), und sehe ich an jeder Ecke Schmuggler (groesseres Uebel), die besonders gerne in Busbahnhoefen, billigen Hostels (gut, dass ich in der muffigen Jauchegrube namens „Cactus“ nur eine Nacht verbracht habe), Maerkten, Strassenfesten, und Diskos rumlungern. Beruhigender Weise, gehoere ich jedoch nicht zur Zielgruppe, wie ich heute ebenfalls gelernt habe. Auch wenn wir schon in diversen Themen ziemlich aktiv sind, an der Wasserproblematik koennen wir leider auch nichts aendern, das ist nach wievor knapp und wenn es denn mal welches gibt, ist es kalt. Die Luft ist auch kalt, das morgendliche Duschen also nichts fuer Weicheier (aber wie wir alle wissen, habe ich schon Heftigeres durchgemacht, ich erinnere an meine Zeit in der Hoehle auf der thailaendischen Todesinsel, da war es schliesslich auch nicht unbedingt warm). Was geht sonst so in La Paz? Eins muss klar gesagt werden, es liegt zu hoch! Fuer Menschen von See ist das ein klarer Minuspunkt bei Minusgraden, die Akklimatisierung faellt schwer (werd mir von den Hexen wohl mal ein Wundermittelchen gegen die Hoehe besorgen), nach vollrichteter Arbeit, werd ich mich wieder an den Abstieg machen, und mir einen sonnigen Job an der peruanischen Pazifikkueste suchen. Hab mir noch eine weitere Schicht zugelegt, eine gruene Alpakkerwollkapuzenjacke (9,- Euro, kannste nicht meckern), die ich nun taeglich und naechtlich trage. Der Strassenverkehr wird von schwarz weiss gestreiften Zebras geregelt. Ich habe meine Bankkarte verloren – zugegebener Massen Selbstverschulden. Das Brot ist besser, als in Peru. Die Kartoffelauswahl ist vergleichsweise duerftig (nur die Ruhe, die Kartoffelstory kommt noch). Ansonsten mag ich die Bolivianer irgendwie. Wie es der Zufall will, ist der Kolumbianer mittlerweile ebenfalls Marketingbeauftragter, allerdings in einem von hedonistischen Parasiten befallenen Partysauffickhostel, nichts fuer meine Nerven, deshalb weigere ich mich auch, dort miteinzuziehen. Um die Konkurrenz auszuspionieren, kriegt er allerdings ein paar Naechte in den umliegenden Herbergen spendiert, da bin ich dann wohl dabei. Um uns warm zu halten, spielen wir jede Menge Ping Pong und goennen uns immer mal wieder eine gute warme Mahlzeit. Das Trinken hab ich auf Grund hoehenbedinger Magenprobleme vorerst an den Nagel gehaengt (kein grosser Verlust, gibt hier keinen Pisco Sour und auch sonst nichts Erwaehnenswertes). Ach so, in meinem Buero gibts uebrigens einen – haltet Euch fest – H.E.I.Z.O.F.E.N. Soweit die Nachrichten.

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