Gold und Schlangen

Morgens beim Instant Kaffee. Alex:„Hier!“ W-a-s „hier“? “Wenn wir den Singani geleert haben, trinken wir das hier!” Der Geisteskranke wuehlt hinter dem Mopped rum – und: haelt mir einen 5 Liter Trunk mit – ACHTUNG: E-i-n-g-e-m-a-c-h-t-e-r S-C-H-L-A-N-G-E unter die Nase. In diesem Sinne... Ich weiss wirklich nicht, womit ich das hier verdient habe. Im Auto auf dem Weg zu einem weiteren Komposthaufen:„Stefanie traeumt nachts von menschenfressenden Schlangen!“ Ja, kein Wunder, wo kommt der Schlangentrunk in unserem Schuppen her, wenn ich fragen darf? Francisco: „Das ist meiner! Bei Schmerzen jeglicher Art reibe ich mich damit ein. Das hier, Stefanie, ist uebrigens ruta de la muerte – der Todespfad.“ Danke, was Du nichts sagst. Gestern war hier auf dem Lande Graduationsfeier, hat zur Folge, dass wir auf dem Todespfad alle 5 Meter halten muessen, weil wieder ein besoffener LKW Fahrer am Abgrund haengt und den 1 m breiten Hoellenpfad versperrt (die Meetings verlaufen heute entsprechend schleppend, die bolivianische Zeit wird noch etwas mehr – unfassbar aber wahr – in die Laenge gezogen). Wo wir schon beim Thema sind, packe ich meine alte Schlangenstory aus Kolumbien aus:“Wisst ihr, damals in Minca, in der Sierra Nevada de Santa Marta....“ Francisco:“Ufff! Muuuucha droga en Santa Marta! Der Umschlagplatz für den Drogenhandel in Suedamerika!“ „Ja, aber damals, hat mir die Katze das Leben gerettet, weil sie naemlich die Schlange unter meinem Bett getoetet hat.“ Francisco:“ Niemals! Niemals darfst Du an diesen Ort zurueck kehren. Kehre niemals an den Ort zurueck, wo Du einer Schlange begegnet bist!“ Aus ist’s mit den Reiseplaenen zurueck ins gute alte Minca...“Ja, die Schlangen hier sind auch nicht ohne. Wenn Dich eine beisst ists aus mit Dir, hier gibts kein Gegengift.“ Aha.

Nach 40 Minuten Todesfahrt verabschieden wir uns vorruebergehend von Mario, der seine Arbeit hier oben in Santa Clara fortzusetzen gedenkt (Alex:“Haha, jetzt kann der zwischen den Ratten schlafen.“). Wie sich 2 Tage spaeter herausstellen soll, hat Mario durchaus seine Gruende, fuer seinen kleinen Dienstausflug, dazu aber spaeter. Wichtiger vorerst ist: Hier oben bringe ich in Erfahrung, dass wir uns hier, in diesem abgelegenen vergessenen Fleckchen nebligkalter Andenerde, in einem – haltet Euch fest - GOLDGRAEBERPARADIES befinden. Eine Goldmine reiht sich an die naechste, die Frauen tragen gueldene Ohrringe und gueldene Armreifen, die Maenner haben statt laeppischer naturzaehne funkelnde Goldzaehne, Uhren aus Gold, Autos aus Gold, ja selbst der Reis scheint aus Gold zu sein. Der Plan ist also nun folgender: Ich werd mir hier eine huebsche romantische Berghuette zulegen, einen Goldgraeber heiraten und alt und reich werden. Wenn ich auf die Schnelle keinen Goldgraeber finde, gehe ich selbst auf die Suche (...dachte ich in meiner unbedarften Naivitaet, wie sich spaeter herausstellen soll, duerfen Frauen nicht in die Mine, weil sie Unglueck bringen...). Das Gute an der Schufterei in den hohen Gefielden ist, dass man mich hier stets ebenfalls mit „Ingenieurin“ anredet, oder aber „doctora“. Da hab ich natuerlich kein Problem mit. Vom Honig uebrigens nach wievor keine Spur.

 

Auf der abendlichen Versammlung stopfen wir uns wie immer mit Koka voll. Ansonsten ist das Meeting ein Desaster, die Maenner beschweren sich, dass nur die Frauen Meerschweinchen bekommen. Aus Trotz weigert man sich, morgen um 9:00 Uhr mit uns Pinien zu pflanzen. Nehme ich ebenfalls nicht zu Protokoll. Francisco spricht ein paar beschwichtigende Worte, Alex spielt Autorennen und letzten Endes einigt man sich darauf, dass wir statt um 9:00 Uhr diesmal schon um 6:00 Uhr (morgens!!!) zum Pflanzen antanzen muessen. Ich kanns nicht fassen! Bekannter Massen geht der Singani zur Neige, deshalb kaufen wir uns auf dem Heimweg noch ein kleines Flaeschchen „Cafe al Cognac“, ein ausgemachter Hoellentrunk, der laut Packungsbeilage sage und schreibe 1% Cognac enthaelt, was den Rest ausmacht, kann und will man nicht wissen! Ist mit Vorsicht zu geniessen. Den restlichen Singani mischen wir mit Pfirsichjoghurt, dazu gibts Tuetensuppe mit Spinatgeschmack. Mit Mueh und Not kann ich Alex davon abhalten Franciscos Schlangengesoeff auszutrinken. Nachts traeume ich von Gold und Reichtum.

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