Der Parasit

Zwischen meinen Zehen entdecke ich einen Stich, oder sowas. Das Problem an dem Stich ist, dass er nicht abschwillt, wie es bei normalen Stichen im Laufe der Zeit in der Regel der Fall ist, sondern er waechst. Ich ahne nichts Gutes. Notduerftig versuche ich, das Elend in den Griff zu kriegen, ich spruehe zum Beispiel Infektionsspray drauf, oder ich denke ihn mir weg, oder ich wickele ein Pflaster drum, ich schneide ein bisschen mit der Nagelschere daran rum, oder ich troepfele ein bisschen Jod drauf. Bringt alles nichts, der Stich waechst, und mein Repertoire ist erschoepft. Was nun, was tun? Das Gute ist, dass ich mich morgen ohnehin im Dschungel einnisten will, da werde ich die ansaessigen Dschungelstaemme um Rat fragen, die werden sich mit sowas ja wohl auskennen. „Aeh Leute, ich hab hier so’n Stich, will sich den vielleicht mal jemand angucken?“ Man inspiziert meinen Zeh. „Ahja, ein Mawy.“ Ein Mawy also. „Was ist ein Mawy?“ Wie man mir geduldig erklaert, handelt es sich bei dem Mawy um einen larvenmaessigen Parasiten, den man sich in staubigen Strassen einfaengt, i.d.R. dort, wo es viele Tiere gibt. SAN BORJA, das Ungluecksnest! „Das ist eine kleine, klitzekleine Fliege, die legt ihre Eier unter Deine Haut, aus denen waechst eine Made – schau, das ist das Schwarze hier in der Mitte - die weitere Eier legt, aus denen wachsen weitere Maden...“ Hm!!! Wieviele Eier denn so im Schnitt? „Millionen! Boah, bei Dir ist das schon riesig, massenweise Eier! Schau, das Weisse hier!“ Was nun, was tun?! Soviel ist klar, das Ding muss SCHNELLSTENS entfernt werden. „Kann mir das hier jemand rausschneiden?“ „Claaarooo.“ Wenig spaeter in einem Holzverschlag im Busch bereitet man die OP vor. Irgendein spitzer Stachel von irgendeinem spitzen Gestruepp fungiert als Skalpell. „Bereit?“ „Nein! Halt!“ Wohlweislich habe ich mein Infektionsspray dabei, und spruehe vorsorglich noch mal eine Ladung auf die besagte Unngluecksstelle. „Bereit?“ „Nein! Halt! Hat hier jemand Singani?“ Hat keiner. Also gut, los! Erfreulicher Weise scheint das hier Routinearbeit zu sein, der Zeh wird aufgeschlitzt, die Made mitsamt ihrer Millionen Eier entfernt und anschliessend fuehle ich mich so befreit, wie lange nicht.

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