BACK TO THE JUNGLE

Meine restliche Dschungelzeit verbringe ich bei Bertha und Rolando, einem harmonischen Dschungelehepaar, dass sich oberhalb des Flusslaufes sein bescheidenes Heim errichtet hat. Das Heim besteht aus einem Dach ohne Waende, 2 Matratzen, einer Haengematte, einer Feuerstelle, 30 Huehnern, 5 Gaensen, einem Hund und 5 Schweinen (deren Anzahl sich waehrend meiner Anwesenheit auf 11 erhoeht) und noch einigen weiteren, zu vernachlaessigenden Gegenstaenden. Bei Regen verwandelt sich das Heim in ein Schlammloch, das wenig Gripp unter den Sohlen bietet.Wenn man ausrutscht wird man leider auch zu Schlamm, und weil es keine Waschmoeglichkeiten gibt (Baden im Fluss geht leider nicht, wegen der ganzen Giftfische und der ganzen Piranhas und der ganzen Krokodile und der ganzen Anacondas) ist dieser Zustand dauerhaft. Rolando ist so gut und weiht mich im Zuge unserer Machetenstreifzuege durch das undurchlaessige Dickicht in die geheimnisvolle Welt des bolivianischen Dschungels ein. Kurz und knapp laesst sich das Gelernte wie folgt zusammenfassen: Im Prinzip ist alles giftig und im Prinzip sollte man deshalb am besten gar nichts anfassen, weil alles was giftig ist, tut in der Regel weh. Was nicht giftig ist, beisst in der Regel trotzdem. Besonders uebel ist das, was beisst UND giftig ist. Besonders schlimm in diesem Zusammenhang der Biss der Buna, einer mausgrosssen Riesenameise, dessen Gift Dich fuer mindestens 6 Stunden ausser Gefecht setzt. Das Gute ist, dass man im Einzelfall dem Gift der einen Pflanze mit dem Gift der anderen Pflanze entgegenwirken kann, dabei muss man allerdings aufpassen, dass man sich nicht vergiftet. Rolando kennt sich mit Gift bestens aus, Bertha und er haben so gut wie alles schon mal durch. Die letzte Vergiftung stammt von einem Spinnenbiss, weiterhin lerne ich, die Spinnen hier sind groesser als es fuer normal Sterbliche ertraeglich ist („Wie gross die Spinne?“ „Ach, ganz klein war die nur.“ Ich nicke wissend, und schwelge in weisen Worten: claaaro, asi pueees, in der Regel sind die kleinsten Wesen immer die schlimmsten Wesen – Rolando stimmt mir zu: „In etwa so klein, no mas.“ Er formt mit der Hand die Groesse einer Orange. Ich frage also lieber nicht, wie gross eine „grosse“ Spinne ist). Weiterhin lerne ich folgendes ueber Schlangen:

Wer regelmaessig Schlange isst, der wird nicht mehr gebissen, nicht nur das, der sieht auch nie mehr eine Schlange in freier Wildbahn (Francisco muesste laut Theorie also immun sein, Alex auch).

Ausserdem eignet sich das Oel der Schlange gut zur Verbesserung des Sehvermoegens, hat Rolando am eigenen Leib ausgetestet, wenn man sich die Augenlider 2-5 Mal mit Schlangenoel einreibt, sieht man wie ein Adler, oder besser. Ich erklaere, dass man bei uns zu Lande in diesem Zusammenhang Moehren isst. Findet Rolando merkwuerdig. Dann packe ich meine alte Gluehwurmstory aus Sumatra aus, gibts hier auch, dass die Gluehwuermer einen retten, wenn man sich des Nachts im Dschungel verlaeuft. Zum Thema Geister ist folgendes festzuhalten: Es gibt gute und boese Geister, die guten erkennt man daran, dass sie aus weisser Materie bestehen, die boesen sind schwarz und aeusserst uebel, wenn man ihre Aura einatmet passiert unweigerlich Fuerchterliches.

 

Die Nacht ist ruhig und sternenklar. Das Rauschen des Flusses und die Gesaenge der Zykaden wiegen mich in einen traumlosen Schlaf. Gegen 3 Uhr wird die Nachtruhe unterbrochen, weil die Huehner aufmucken. Bertha vermutet einen Tigerangriff, und Rolando macht sich mit der Flinte auf die Suche nach dem Ungetuem. Ein einsamer Jaeger, der weder Tod noch Teufel fuerchtet, verschwindet in den Tiefen des Dschungels. Ich setze meinen Schlaf fort.

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