Unter Mormen, oder: Was bisher geschah.

Seit dem verheerenden Biss der Buna verlaeuft das Leben, bis auf den ein oder anderen kleinen Zwischenfall, in erstaunlich gemaechlichen, ja geradezu unspektukalaeren Bahnen. Zwischenzeitlich musste ich mich noch mit 5 weiteren der unliebsamen eierlegenden Parasiten rumschlagen, habe mittlerweile jedoch eine ebenso professionelle wie gelassene Routine bei der Entfernung entwickelt, dass mich auch die fetteste Made nicht mehr erschuettern kann. Ansonsten haeng ich nach wievor auf den Berggipfeln im frostig grau luftknappem La Paz fest, wo ich nach wievor fuer nachhaltige laendliche Entwicklung und gegen den Menschenschmuggel ankaempfe. Ich wohne hier in dem (begehbaren) Kleiderschrank einer Sippe strengglaeubiger Mormomen, das Gute daran ist, dass ich keine Miete zahlen muss, das Schlechte ist, das im Fernseher von morgens bis abends Moses laeuft (es sei denn mein alter Kollege Francisco – wohnt hier ebenfalls - hat die Kontrolle ueber die Fernbedienung, dann laueft Frauen Wrestling). Das Gute widerum ist, dass ich Sonntags von 8:00-15:00 Uhr sturmfrei habe, weil dann Kirchgang ist. Weiterhin gut ist, dass mein Lieblingskollege Alex hier ebenfalls sein spaerliches Lager aufgeschlagen hat, eine Etage unter mir auf der Couch, die er sich mit einem langhaarigen, verfilzten lebendigen Wischmopp namens Bonifacius teilt, der in der Regel einen leopardenfarbenen Overall traegt und bei Gelegenheit ins Treppenhaus kackt, gelegentlich auch in den Korridor meiner Etage. Mit Boni – wie man ihn unter Freunden nennt – muss ich noch warm werden. Wenn es Wasser gibt, ist es kalt, aber auch das kann mich nicht mehr erschuettern. Das Schlechte an meinem Kleiderschrank ist, dass man, wenn man an dem Tuerknauf den falschen Button drueckt, und anschliessend die Tuer schliesst, ihn auf immer und ewig verriegelt und von draussen nicht mehr rein kommt (hochkomplexes Schliessystem, laesst sich schlecht in Worte fassen, jedenfalls gibt es keinen Schluessel, mit dem man von draussen wieder aufschliessen koennte), und das ist mir natuerlich passiert, und zwar ausgerechnet in meiner Mittagspause, in der ich auf Grund vorabendlicher Erschoepfung ein entspanntes Nickerchen auf meiner 80 Jahre alten Matratze einlegen will. Das Gute widerum ist, der Kleidersschrank hat ein Fenster, das widerum von einem weiteren Kleiderschrank (genau genommen also ein Kleiderschrank im Kleiderschrank) blockiert wird. Da es beim besten Willen kein Durchkommen gab (weder mit Gewalt, noch mit gut zureden), hangele ich mich in schwindelerregender Hoehe in einem halsbrecherisch akrobatischen Akt vom Kuechenfenster zum Schrankfenster, dabei muss ich den moerderischen Abgrund des Innenhofs ueberwinden, vermeide den Blick in die Tiefe, und werfe mich durch das – auf Grund des gewoehungsbeduerftigen Geruchs stets offen gehaltenen – Schrankfenster. Dabei stosse ich den Kleiderschrank im Kleiderschrank um (prall gefuellt leider), ABER ich bin drin. Das Ganze verlaueft leider weniger diskret, als geplant, die Mormonen sind von dem Laerm  - der Moses uebertoent hat - aufgeschreckt, und entsetzt ueber das Chaos im Kleiderschrank. Den Rest der Mittagspause muessen die Klamotten in einem mir undurchschaubaren hochkomplexen Ordnungssystem wieder einsortiert werden, lange Rede kurzer Sinn, kein sonderlich erfreuliches Erlebnis und die Mittagspause ist fuer den Arsch, wie man so schoen sagt. 

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