Kein Honig und keine Eier

Am naechsten Morgen haben wir nichts zu tun. Liegt daran, dass Mario nach wie vor spurlos verschwunden ist, und wir auch generell auch gar nicht so genau wissen, was wir hier eigentlich sollen. Alex pfeift sich einen billigen Horrorfilm rein und ich trinke einen Instant Coffee nach dem anderen. Ausserdem interviewe ich aus Langerweile ein Kind, dass einsam auf dem Sportplatz abhaengt und sich ebenfalls langweilt. Gen Mittag wandern wir in die naechste 6km entfernte Ortschaft, denn wir wollen Mittag essen. Es gibt kein Mittag. Wir kaufen eine Packung Kekse und wandern zurueck. Im Schuppen machen wir uns ein Tuetensueppchen, Alex guckt noch einen Film, ich sitze auf einer halbfertigen Baustelle und beobachte den Nebel. Ansonsten Tote Hose. Gegen vier beschliessen wir, nach Tacacoma aufzusteigen, da oben lagern naemlich unsere Eierkartons und irgendwelche Akten im „Rathaus“. Diese gedenken wir nach Ananea und Machacamarca und Santa Clara zu bringen. Wird auf jeden Fall n Fussmarsch. Oben angekommen. Das „Rathaus“ hat leider geschlossen. Waehrend Alex draussen auf der Parkbank abluemmelt und wartet, besteige ich einen weiteren Huegel und steige wieder ab. Zwischenzeitlich haben wir kurzen Telefonkontakt zu Mario. Er ist in Chumiza, wo er sich mit dem Fussvolk besaeuft, es ist naemlich „Party“. Nehm ich mal nicht zu Protokoll. Nach dieser glorreichen Information bricht der Funkkontakt fuer die naechsten zwei Tage wieder ab. Ich hab nach wie vor kein einziges Foto geschossen. Dafuer findet Alex gegen 18:30 den Buergermeister, der uns das „Rathaus“ aufschliesst. Anschliessend trampen wir auf der Todesstrasse nach Ananea, dort steigen wir aus, das Auto faehrt mit unseren Eierkartons weiter nach Santa Clara. In Ananea suchen wir die Projektverantworliche, um mit ihr die Marktplanung abzustimmen. Wir finden sie nicht. Man munkelt, sie sei im Urlaub, und man wolle hier sowieso auch gar nichts verkaufen, weil 1. gibt es keinen Honig, und zweitens wolle man die Eier lieber selber essen. Nehm ich mal nicht zu Protokoll. Von Ananea schlagen wir uns durch Berge, Wald und Dschungel und Wiesen hinab nach Machacamarca. Der Weg ist atemberaubend. Lang. Und wir sind zugebener Massen von dem harten Tag schon etwas erledigt. Ausserdem ist es spaet. In Machacamarca gibt es zwar kein Essen – und zu meinem Erschuettern auch kein Wasser, und zwar nirgends, und auch keine Dusche und auch keine Toilette. Dafuer Cracker. Und wir haben vorsichtshalber noch ne Pulle Sake im Gepaeck, japanischer Schnappes, den wir in La Paz im Korea Laden aufgetan haben. Eigentlich gibt es in Machacamarca eine Kammer fuer unsereinst zum Naechtigen, Alex hat allerdings den Schluessel verloren, und die Eigentuemerin ist im Urlaub. Drum naechtigen wir auf dem Erdboden im Gemeindesaal. Es gibt Ratten, aber keine Spinnen. Vor dem Schlafengehen finden wir noch ein paar glueckselige Projektteilnehmerinnen, Alex kuendigt an, dass sie ich Morgen frueh um halb 7 bereit halten sollen, dann kommen wir naemlich und zaehlen ihre Meerschweine, ausserdem wollen wir sie piercen (die Schweine – Alex ist deswegen extra letzte Woche nach Peru gefahren, denn nur dort gibt es die richtig guten Meerschweinohrringe). Ich korrigiere: „Halb 8.“ Man einigt sich auf 7.

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