Im Paradies des Sonnengotts

Stille. Die Klaenge eines einsamen Panfloetenspielers hallen aus dem Tal. Und Schafe. Sonst Stille. Und ein Windhauch. Und das Zwitschern von kleinen Voegeln. Sonst Stille. Friedliche, allumfassende, unwirkliche Stille. Ich schwebe in einer glitzernden Seifenblase. Durch deren zarte Huelle kann nichts Boeses dringen. Ich kann den Frieden hoeren. Schwerelos und frei, ohne Balast. Fern von dem Irrsinn all des Irdischen. Das Zirpen einer Grille. Das Summen einer Fliege. Sonst Stille. Frieden. Auf 4000m Hoehe. Die Zeit kriecht. Oder sie bleibt stehen. Umschlossen von den tiefblauen Fluten heiliger Gewaesser floate ich auf der Insel des Sonnengotts. Regungslos und vollkommen. Der Lago Titicaca. Die kleinen Voegel sind gelb. Lauscht, die Stille. Seht, wie der See glitzert. Diese Insel ist heilig, und die Fische sind zahm, und die Alpackas sind weiss und flauschig. Und ueber mir wacht Dios Sol, der mir mit seinen Sonnenstrahlen den Nacken verbrutzelt.

 

Und wenn der Tag sich schlafen legt, dann erstrahlen hinten am Horizont, am Ende der Welt, dort wo der See den Himmel beruehrt, die schneebedeckten Gipfel der Cordillera Real im roten Licht der untergehenden Sonne. Der hoelzerne Bootssteg wiegt seicht in den kaum wahrnehmbaren Wellen, die ebenfalls rot-rosé schimmern. Und ein bisschen guelden. Ich bin allein. Ein Wunder. Und ich bin ganz dicht am Himmel. Fast kann ich die Sterne beruehren. Aber nur fast.

Ruhe. Frieden. Amen.

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