Rueckblick

Bevor wir uns nun tiefer in die magische Dschungelwelt begeben, bin ich Euch ja noch die Fortsetzung von den meuchelmordenden Projektteilnehmern aus Ananea und dem Honig schuldig. Also bitte sehr, hier kommt sie:

Ich wiederhole: „Ausserdem gibt es Tumulte in Achacachi, da will man widerum den Buergermeister lynchen, Haus und Auto wurden bereits niederbrannt, der Buergermeister ist auf der Flucht, wie man munkelt, aber seit einigen Tagen liefern sich dort nun Militaer und aufgeregte Buerger eine feurige Strassenschlacht, was ebenfalls schlecht fuer unsere Entwicklungshilfe ist, Achacachi muessen wir naemlich unweigerlich passieren, wenn wir nach Tacacoma wollen. Da gibt es nun aber ebenfalls kein Durchkommen.“

 

 

Trotz der geballten Ladung Hiobsbotschaften von Seiten der Meerschweinfront begeben wir uns am Samstagmorgen furchtlos auf die strapazioese Reise in die Berge, denn ein echter Entwicklungshelfer, der fuerchtet weder Tod und Teufel, und Honig brauch ich schliesslich auch. Achacachi ist ein Schatten seiner vergangenen Pracht, verkohlte Autowracks qualmen am Wegesrand (eins davon mit Sicherheit vom Buergermeister, von dem bislang jede Spur fehlt), die Laeden sind dicht (also kein Mittagessen) und die Fensterscheiben zertruemmert. Ansonsten koennte man aber fast sagen, Friede, Freude, Eierkuchen, wir koennen unbehelligt passieren. Oben angekommen in Tacacoma treffen wir auf einen sichtlich geknickten Mario. Ananea sei ein Geisterdorf, der gesamte Laden sei auf der Flucht. Zwei Damen aus Ananea sind trotz des ganzen Schlamassels auf dem Markt erschienen, ihre Goldzaehne leuchten im Nebel, und sie haben Honig mitgebracht. Wann die Maenner wiederkommen sei ungewiss, vorerst muesse man sich in den Bergen verstecken, bis sich die Lage beruhigt habe. Ich werde eingeladen, zu ihnen nach Ananea zu ziehen, fuer die Story waers natuerlich der Knueller, allerdings hab ich echt keinen Bock mehr, weder auf Berge noch Kaelte, und lehne deshalb ab. Scheiss auf den Honig! Ansonsten alles weniger spektakulaer, als es zunaechst erschien. Ich kaufe das erste Glas Honig, was ueber den Tresen geht, fuehre ein paar Interviews zur dramatischen Lage in Ananea, dann piercen wir mir einen der uebrig gebliebenen Meerschweinohrringe ins linke Ohr, Alex traegt einen rosafarbenen Basthut, den er einer Projektteilnehmerin entwendet hat, und dann finde ich unter der feilgebotenen Ware doch sage und schreibe ein 5 kg schwere Monstermoehre (das muss man sich mal vorstellen, gewachsen aus UNSEREN kleinen zarten Entwicklungshilfssamen). Bevor ich das gute Stueck in einem ausgiebigen Festmahl vertilge, wird das natuerlich abfotografiert UND zu Protokoll genommen, und dann findet der Tag auch schon sein gemaechliches Ende und zurueck gehts nach La Paz.

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